Sie haben schon einmal einer Freundin oder einem Freund von Ihren Kindern erzählt und diese dabei als nervig bezeichnet? Sie haben Ihr Kind beim ungeschickten Umgang mit einem Spielzeug beobachtet und sich über seine Dusseligkeit amüsiert? Sie haben den Spruch gelesen, dass Kinder wie Pfannkuchen seien, und das erste immer etwas komisch ist, und darüber gelacht? Und Sie haben sogar schon selbst einmal einen Witz über das eigene Kind gemacht? Dann ist die Sache klar – Sie sind eine überforderte, inkompetente Mutter oder ein überforderter, inkompetenter Vater, die/der ihre/seine Kinder nicht liebt. Es wird Zeit, das Jugendamt zu benachrichtigen.

Ist Ihnen denn nicht bewusst, dass Kinder Geschenke Gottes sind? Diese wunderbaren Sonnenstrahlen, die unseren Weg erleuchten und uns zeigen, was Glück überhaupt ist! Hat Ihnen denn keiner gesagt, dass Sie AUSSCHLIESSLICH Dankbarkeit, Bewunderung und Liebe, Liebe und nochmals Liebe empfinden dürfen, wenn es um Ihre Kinder geht? Nun, jetzt wissen Sie es.

So wie ich.

Ich, meinerseits, wurde erst vor ein paar Tagen erleuchtet, als eine gute Bekannte mich darüber in Kenntnis setzte, dass die Art und Weise, wie ich über meine Kinder schreibe „sehr krass“ sei und so „gar nicht gehe“. Denn, was gebe es für Gründe, die eigenen wundervollen Kinder als Blagen zu bezeichnen?! Nämlich gar keine. Unter keinen Umständen!

Auch den Einwand, dass es sich bei meinem Blog eher um Satire als um wahre Worte handele, ließ die gute Frau nicht gelten. Witzig sei das nun wirklich nicht. Es wirke viel eher überfordert. Also ich. In meiner Rolle als Mutter.

Hmm … Meine armen Kinder. Diese unschuldigen Engelchen, die es ertragen müssen, dass ihre Mutter sie als Blagen bezeichnet! Als Klugscheißer, Nervensägen, Windel-Pupser, Ausräum-Ungeheuer und Störenfriede. Diese zarten Seelen, die durch diese Wortwahl nun mit Gewissheit wissen (oder spätestens, wenn sie lesen lernen, erfahren werden), dass ihre Mutter sie nicht liebt. Wie furchtbar. Denn, es ist allgemein bekannt – wer Witze über seine Kinder macht, der liebt sie nicht. Dazu gibt es nichts weiter zu sagen. Punkt. Aus.

Denn, wo Liebe ist, gibt es einfach keinen Platz für Sarkasmus.

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Aus diesem Grund rede ich ja auch mit meinem Mann ausschließlich in einem liebe- und respektvollem Ton. Nicht nur, dass er jeden Morgen von mir mit einem Lächeln und einem geflüstertem „guten Morgen, mein Liebster, du Sonne meines Lebens, du Erfüllung aller meiner Träume“ begrüßt wird, nein, auch jede Bitte an ihn hört sich in etwa so an: „Mein liebster, teuerster Ehemann, wärst du eventuell, natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht und dir keine Umstände bereitet, vielleicht so freundlich und würdest deine unermessliche Güte walten lassen und beim Rausgehen die Mülltüte mitnehmen, du Guter?“ Ist doch klar.

Und seit wir auch noch zusammenarbeiten, spreche ich ihn generell nur noch mit „werter Herr Baumann“ an. Ihr glaubt mir nicht? Für diese Behauptung habe ich sogar zahlreiche E-Mails, die das beweisen. Diese werden dann meist auch noch mit „Hochachtungsvoll, Ihre Gattin“ unterschrieben. Natürlich ganz und gar Ironie frei.

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Also warum denn nicht so, wenn es um die Kinder geht?

Ich nehme es mir nun zu Herzen und gelobe Besserung.

Aus dem „nie schlafenwollenden Etwas“ wird nun ein Engel mit einem geringen Schlafbedürfnis. Der, alle Gespräche stets unterbrechende, Fünfjährige wird selbstverständlich auch nie mehr als eine rechthaberische Nervensäge oder gar Klugscheißer beschrieben, sondern als ein überdurchschnittlich intelligentes Wunderkind mit ausgeprägtem Mitteilungsbedürfnis. Und selbstverständlich werde ich in Zukunft hinter jedem zweiten Satz schreiben, dass ich meine Kinder liebe, und am besten ganz detailliert beschreiben, wie sehr. Denn, woher sollen sie es sonst wissen?

Ist ja nicht so, als würde ich ihnen tagtäglich sagen, dass sie wundervoll, großartig, fantastisch, bezaubernd, witzig, klug, erstaunlich und einfach klasse sind und dass ich sie über alles auf der Welt liebe, vollkommen egal, was sie tun oder nicht tun. Welche Witze-über-ihre-Kinder-reißende-Mutter macht das schon?

Doch ab jetzt werde ich besser.

Wenn also das, in seinem Wesen vollkommene, eineinhalb jährige Wunder des Lebens mir das nächste Mal mit einem Lego-Duplo-Hammer einen überbrät, schaue ich ihm tief in die Augen, erkenne seine Leistung an (schließlich konnte er so etwas kraftvolles noch vor weniger als einem Jahr gar nicht vollbringen) und halte ihm den rechten Teil meines Schädels hin. Auf das er Üben könne. Und währenddessen werde ich ihm in meinem aufrichtigsten Ton versichern, dass er in allem, was er so tut, absolut perfekt ist. Denn GUTE Mütter machen das so.