Habt ihr schon mal versucht, bei Orkanstärke zwölf draußen zu fegen? Nein. Warum denn auch?! Was würde das schon bringen? Und genauso sinnlos, wie diese, mit Logik nicht nachzuvollziehende Handlung wäre, ist das, worum es mir heute geht. Nämlich, um das Putzen mit Kindern. Also nicht, dass die Kinder mitputzen. Das wäre doch wirklich viel zu schön, um wahr zu sein. Nein, es geht um das Putz-Prozedere, während die Blagen zuhause sind.

Ich muss gestehen, dass dieses, vermutlich den meisten Familien sehr bekannte, Problem mich bisher nicht wirklich betraf. Nein, das liegt natürlich nicht daran, dass ich eine Putzfrau oder eine Beziehung zu einer Zauberfee habe, die mir regelmäßig ihre Mäuschen und Vögelchen zur Unterstützung herschickt. Nein. Putzen musste ich natürlich schon selbst. Aber bis vor Kurzem hatte ich es halt noch ganz anders gemacht. Nämlich heimlich und ohne Kinder.

Ganz genau – als eine Art ganz besonders perverse Selbstbefriedigung. Irgendwann zwischen der Arbeit und dem Kind-von-der-Kita holen. Zwischen dem Abgabetermin für einen Artikel und dem nächsten Interview. Zwischen dem Kind-ins-Bett-gebracht und dem Mann-kommt-nach-Hause. Und es ist mir tatsächlich gelungen. Über Jahre hinweg. Und ich muss sagen, es war zwar anstrengend, aber irgendwie auch geil! Denn das Gefühl des Alles-fertig-geputzt-habens war es am Ende immer wert. Dieses „Ach, nun ist alles an seinem Platz! Geilomat. Und erst das frischbezogene Bett! Ekstase pur!“ Doch dann war es auf einmal vorbei.

Warum? Nun ja, ich bekam ein zweites Kind. Dieses nie schlafenwollende Etwas, das seit seiner Geburt alle meine Aufräum-Pläne so zuverlässig, wie die Deutsche Bahn nicht ist, zunichtemachte. Nach monatelangem Aufschieben musste ich meinen Fetisch der „Selbst-Aufräumung“ dann schließlich doch aufgeben. Und dann kam auch noch Corona. Alle IMMER daheim. Alle IMMER da. Und das „Orkan-Putzen“ nahm seinen Lauf.

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Während ich nun den Putzlappen schwinge, werden direkt daneben die Regale ausgeräumt. Nehme ich den Staubsauger in die Hand, schon wird an mir und dem Gerät gezogen, weil das Kleinkind es nun lieber „lleine“ machen möchte. An das Badezimmerputzen ist selbstverständlich kaum noch zu denken. Weil sobald ich das, garantiert giftige, Putzmittel in die Wanne sprühe, ist schon eine kleine Hand da, die sofort in das Gesprühte rein tatscht. Und vom Fensterputzen brauche ich euch ja gar nicht erst erzählen.

Der Putztag gleicht nun der Eroberung einer gutgeschützten mittelalterlichen Stadt. Es erfordert nämlich eine sehr gut durchdachte Strategie, viel Durchhaltevermögen und gelegentlich sogar den Einsatz von roher Gewalt. Diese wird meist in Form von vor der Nase geschlossenen Badezimmertüren und des „Reinsteckens“ in das Gitterbett, auch Babyknast genannt, ausgeübt. Dies führt kurzfristig zwar zum Erfolg, löst in der Regel jedoch einen heftigen Widerstand aus, der nicht selten mentale Folter durch rückenmarkerschütterndes Gejaule beinhaltet.

In solchen Momenten müssen die geschickten Feldherren, aka Aufräumer, aka ich und mein Mann, zur Königsdisziplin des modernen Hausputzes mit Nachwuchs greifen – zur Ablenkung. Ein Hoch auf die Unterhaltungstechnik!

Doch auch der groß angelegte Einsatz von Peppa Wutz, Pow Patrol und Bobo Siebenschläfer ist in der Regel nur von eher kurzfristigem Erfolg gekrönt. Mag es beim großen Kind noch einigermaßen wirken, zeigt sich das kleine Ausräum-Ungeheuer davon nur so mittel beeindruckt. Also Taktikwechsel.

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Es folgt nun – teile und herrsche. Diese überaus sinnvolle Taktik funktioniert selbstverständlich nur, wenn alle im Haushalt lebenden Erwachsenen mitanpacken. Anderenfalls ist das Manöver zum Scheitern verurteilt oder gar gänzlich sinnfrei. Sind jedoch alle dabei, ist diese einfache „Kriegskunst“ tatsächlich einigermaßen erfolgversprechend. Denn (und diese Aussage basiert auf zahlreichen weltweit durch die Eltern durchgeführten Studien) voneinander getrennt, sind die Blagen in der Regel nur halb so zerstörerisch wie vereint.

Doch auch diese Strategie büßt ihre Wirksamkeit relativ zeitnah ein. Denn blöderweise sind die Kinder nicht dumm und können sich einigermaßen frei durch die heimischen vier Wände bewegen. Und zack – sind sie wieder vereint. Und zum Gegenschlag bereit. In Blitzgeschwindigkeit werden nun alle Bauklötze, Puzzle, Lego-Steine und Knete-Behältnisse aus ihren „Verstecken“ geholt. Als wollten sie einem zeigen, wer hier WIRKLICH der Boss ist. Und, wenn es ganz blöd läuft, holt das Kleinkind auch noch von irgendwo eine (vermutlich noch vor Monaten dort sorgfältig platzierte) Reiswaffel …

Spätestens jetzt gilt nun … aufgeben. Und sich mit dem zufriedenzugeben, was man bis dahin erreicht hat. Es ist zwar nicht viel, aber … Nichts aber. Es ist nicht viel. Aber bevor man sich vollkommen verrückt macht und die Kinder vor lauter Genervtheit irgendwo in der Wildnis aussetzt, wo sie ungestört krümeln können, sollte man das Vorhaben einfach abbrechen und auf bessere Tage hoffen. Irgendwann werden sie schon groß genug werden und ihren Sch*** selbst aufzuräumen, und dann … Und dann werden sie es vermutlich trotzdem nicht tun. Und ihr, liebe Eltern, immer mehr daran verzweifeln. Aber das ist dann eine ganz andere Geschichte …